Gyldensteen

Gute Zeiten, schlechte Zeiten auf Gyldensteen 

Das Glück war launisch zu den Besitzern von Gut Gyldensteen. So musste Birgitte Gøyes verzweifelter Verlobte ganze 30 Jahre auf eine Frau warten. Völlig anders verhielt es sich für einen Franzosen bürgerlicher Herkunft – bei ihm ging es stetig aufwärts.  

 

Jesper Daa 

Um 1525 waren sich die Familien einig geworden über die Ehe zwischen Birgitte Gøye und dem ca. 33jährigen Jesper Daa vom Hof Enggård (dem heutigen Gyldensteen). Die Dokumente waren unterzeichnet, Birgitte Gøye hatte ihr Verlobungsgeschenk erhalten. 

Doch 1528 schickte sie ihr Geschenk zurück und teilte mit, dass sie sich niemals mit Jesper vermählen würde – sie hatte das nie gewünscht, sondern sich dazu gezwungen gefühlt. Jesper Daa war anscheinend über die Absage nicht sonderlich enttäuscht. Aber was konnten beide nun machen? Gesetzlich waren sie miteinander verlobt – sie hatten einen verbindlichen Vertrag.   

Sie mussten als Paar weiterleben – allerdings jeder für sich. Und die Verlobung hinderte beide daran, andere Ehen eingehen zu dürfen. Letztlich schritt der König ein und ließ die klügsten Köpfe der Universität die Angelegenheit untersuchen. Im Ergebnis wurde der Beschluss getroffen, dass die Verlobung aufzuheben sei. Ganze 15 Jahre später und fast 30 Jahre nach dieser Verlobung verheiratete sich Jesper Daa schließlich zum ersten Mal.  

Jean Henri Huguetan Gyldensteen 

1685 ergriffen eine französische Witwe und ihre drei erwachsenen Söhne die Flucht, da sich die Lebensverhältnisse für Protestanten in Frankreich verschlechtert hatten. Ein Sohn der Dame hieß Jean Henri Huguetan. Sein dramatisches Leben führte ihn von Land zu Land, bis  er schließlich in Dänemark endete.  

Die geflüchtete Familie ließ sich zunächst in Holland nieder, und die drei Brüder gründeten einen florierenden Buchhandel und ein Bankgeschäft. Sie machten riesige Gewinne, vor allem mit Krediten für Frankreich. Irgendwann jedoch liefen die Finanzangelegenheiten aus dem Ruder: Jean Henri Huguetan ging bankrott und wurde Opfer einer versuchten Entführung durch die Franzosen. Danach flüchtete er nach Deutschland und heiratete dort eine Adelsdame. Er wurde selbst geadelt und in einem kleineren Herzogtum zum führenden Minister ernannt.  

Weshalb sich der frischgebackene Baron 1711 nach Dänemark aufmachte, ist nicht bekannt. Da man am dänischen Hofe jedoch schnell den Wert des Franzosen und seinen großen finanziellen Sachverstand erkannte, wurde Jean Henri auch hier in den Adelsstand aufgenommen. Der Baron kaufte alsbald Enggård auf Fyn.  

1720 durfte er sich dann mit dem Titel Lehnsgraf schmücken, dem höchsten Adelsrang des Landes. Seinen wie auch den Namen seines Herrensitzes ließ er in Gyldensteen ändern. Der Franzose blieb im Staatsdienst und starb 1749 im Alter von 85 Jahren. 

Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz