Harridslevgaard

Der fürchterliche Gutsverwalter von Harridslevgaard 

Während auf Gut Harridslevgaard Reichtum und Wohlstand einzogen, zerstörte der dortige Gutsverwalter das Leben vieler Bauern. Er zwang sie zu ’erbgesundem’ Nachwuchs und zu Eheschließungen. Nach seinem Tod – so die Legende – soll er sogar umhergegeistert sein.  

Harridslevgaard ist für viele Dinge bekannt: So wird das Gut wegen seiner Räuberhöhlen-Vergangenheit auch als Räuberschloss bezeichnet. Und es hat mit 400 m2 Dänemarks größten Rittersaal in Privatbesitz. Besonders spektakulär jedoch ist die Geschichte vom schrecklichen Niels Hunderup, der hier als Gutsverwalter, d. h. als sogenannter Ridefoged, tätig war.    

1740 übernahm Christiane Hoppe das Landgut von ihrem verstorbenen Mann. Dies war ein Segen, das Gut entwickelte sich prächtig und gelangte zu Reichtum und Wohlstand. Christiane Hoppe gründete ein erfolgreiches Gestüt, das Pferde ins Ausland exportierte.  

Getrübt wurde diese erfolgreiche Entwicklung leider durch die Anwesenheit des grässlichen Gutsverwalters Niels Hunderup.  

Die Bauern schlugen zurück 

Hunderup war der Auffassung, die guten Erfahrungen aus der Pferdezucht auf die Bauern des Gutshofs übertragen zu können. Die stärksten Knechte sollten sich mit den schönsten Mädchen verheiraten. Auf diese Weise sollten perfekte Arbeitskräfte für das Schloss ‚herangezüchtet’ werden.   

Hunderup wollte auch Leben und Arbeiten der Bauern ’optimieren’. Vor kurzem verwitwete Frauen sollten schnell wieder heiraten, damit ein leistungsfähiger Mann den Hof weiterführen und die Witwe versorgen konnte. Sie wurden so lange geprügelt und gepeinigt, bis sie schließlich Hunderups Willen akzeptierten.   

Ab und zu jedoch schlossen sich die Bauern zusammen, um Hunderup eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen. Wenn er sich dann darüber bei der Gutsherrin beschwerte, lautete deren Antwort nur: „Das hast du dir selbst zuzuschreiben“.  

Hunderups Schwester wurde schwanger 

Obwohl Hunderup sich intensiv mit dem ’Züchten’ in jedweder Hinsicht befasste, soll er wohl mit der eigenen Schwester Inzucht betrieben haben. Und Inzest war auch damals rechtswidrig. Vermutlich hatte er gedacht, dass er die Affäre geheim halten könne, doch seine Schwester wurde schwanger.  

Laut Überlieferung soll der Gutsverwalter so wütend auf seine Schwester geworden sein, dass er sie an den Schweif eines Pferdes band, sich auf das Tier schwang und in vollem Galopp über die Felder ritt. Vielleicht hatte er gehofft, dass die Misshandlung ‚nur’ eine Fehlgeburt auslösen würde, doch die Schwester überlebte nicht.  

Niels Hunderup starb 1771, und seine Seele war dazu verdammt, ruhelos umherzuwandern. Die Leute vom Gutshof erzählten sich, dass sie ihn nachts auf einem grauen Pferd gesehen hätten: Mann und Pferd hätten dabei glühende Augen gehabt. Und auch die Knechte hörten ihn auf dem Kornspeicher trampeln.  

Ein lokaler Pfarrer soll – der Rede nach – den Geist von Niels Hunderup vertrieben haben.

 

Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz