Risinge

Der Widerstandsmann von Risinge 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde führenden Vertretern des dänischen Adels vorgeworfen, auf Seiten der Nazis gestanden zu haben. Die Wahrheit jedoch ist, dass adlige Personen zu den aktivsten Teilnehmern der Widerstandsbewegung zählten.  

Es ist nicht ganz einfach, Informationen über den Widerstandskämpfer Jørgen Christian Bille Brahe zu finden. Das Ortsarchiv Kerteminde jedoch verfügt über eindrucksvolle Aufnahmen von Bille Brahe. Die Fotos sind von 1945 und zeigen den 29jährigen Baron in Uniform der Leibgarde und mit dem blauen Freiheitskämpferband am linken Arm.  

Auf den Bildern ist zu sehen, wie er mit dem lokalen Arzt, anderen Widerstandskämpfern sowie führenden Kräften von Kertemindes Widerstandsbewegung, u. a. mit Graf Ulrik Knuth vom Stenagergaard, spricht. 

Dass Informationen über ihn nicht leicht zugänglich sind, spiegelt die Tatsache wider, dass der große und aktive Beitrag des dänischen Adels beim Widerstandskampf gegen die deutschen Besatzer in der dänischen Geschichtsschreibung leider zu selten Erwähnung findet. 

Der Adel in der Widerstandsbewegung 

1943 wurde ein neuer Verein gegründet, bei dem sich offiziell alles um die Landwirtschaft drehte. Die Initiatoren waren sechs Adlige, zu denen Jørgen Bille Brahe, Graf Ulrik Knuth und Lennart Ahlefeldt-Laurvig-Lehn von Hvidkilde gehörten. In Wirklichkeit jedoch war der Verein ins Leben gerufen worden, um einen umfangreichen Teil der Widerstandsbewegung auf Fyn zu organisieren. 

14 Prozent des männlichen Adels waren beim Widerstandskampf dabei. Im Vergleich dazu beteiligten sich nur 2 Prozent der gesamten dänischen Bevölkerung an der Bewegung, d. h. insgesamt 85.000 Frauen und Männer. 

“Das ist gut für unseren Stand” 

Während der Besatzung wurden führende Vertreter des Adelsstandes bezichtigt, zu den Nazis ein enges Verhältnis zu unterhalten. Dieser Ruf konnte auf den ganzen Adelsstand abfärben, und es war auch nicht so einfach, ihn wieder los zu werden. Die adligen Widerstandskämpfer waren ja aus gutem Grund anonym tätig.  

Graf Lennart Ahlefeldt-Laurvig-Lehn dachte vermutlich in der letzten Nacht vor seiner Hinrichtung durch die Deutschen genau daran. Im Abschiedsbrief an seine Eltern schrieb er nämlich die Zeilen:  

Ach, hätte ich nur Eure glücklichen Gesichter vor mir – glücklich, weil ich mich für Dänemark geopfert habe – versprecht mir, ja, versprecht mir, Eltern, dass Ihr tapfer und froh sein werdet, denkt daran, das dies gut für unseren Stand ist, dass wir einen hatten, der sein Leben für die Dannebrog gab. 

Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz