Scheelenborg

Marsk Stig verlor Gut Scheelenborg wegen des Mordes an Erik V. Klipping 

Stig Andersen Hvide war selbst nicht anwesend, als er wegen Königsmordes verurteilt wurde. Er wurde zur geächteten Person erklärt und sein Gutsbesitz wurde konfisziert.  

Im Rahmen der Reichsversammlung auf Schloss Nyborg 1276 wollte König Erik V. Klipping durchsetzen, dass die führenden Adelsgrößen seinen kleinen Sohn als Dänemarks künftigen König anerkennen. Treu ergeben billigten alle Gutsherren nacheinander diesen Vorschlag, bis schließlich der mächtige oberste Heeresführer, der sogenannte Marsk (Marschall) Stig Andersen Hvide gefragt wurde. Dieser jedoch verweigerte seine Zustimmung. 

Danach ritt Marsk Stig vermutlich Richtung Norden zu seinem fynischen Gut Eskebjerg, dem heutigen Scheelenborg. Obwohl Marsk Stig  viele Ländereien in Dänemark besaß, hatte er offensichtlich eine besonders enge Bindung zu Scheelenborg. Das lag wohl an der Nähe des Gutes zu  Schloss Nyborg, Dänemarks damaligem bedeutenden Machtzentrum. Eine Legende besagt auch, dass Marsk Stig später in der Stubberup Kirke, Scheelenborgs lokaler Gemeindekirche, begraben wurde.  

Der Marsk flüchtete vor Prozessbeginn außer Landes 

Obwohl Marsk Stig den vom König gewünschten Thronfolger ablehnte, behielt er seine Stellung als Marsk bei. Auch dies zeigt die ungeheuere Machtposition, die er bei Hofe besaß.   

Doch 1286 änderte sich alles. Erik V. Klipping wird in Finderup Lade ermordet – der Überlieferung nach mit 56 Messerstichen. Im darauf folgenden Jahr eröffnet man auf Schloss Nyborg das Gerichtsverfahren gegen Marsk Stig und weitere acht Adlige. Alle neun werden wegen Königmordes angeklagt.  

Die Adelsherren ahnten wohl, dass es klüger sei, dem Prozess fernzubleiben, und flohen nach Norwegen. Sie wurden alle als Geächtete verurteilt, und ihre Ländereien wurden beschlagnahmt. Damit fiel auch Scheelenborg an die Krone.  

Das Urteil war Justizmord

Marsk Stig ließ sich als norwegischer Kriegsherr auf der südlich von Ebeltoft gelegenen Insel Hjelm nieder. Die Insel wurde zum Basisquartier der Geächteten, und von hier stachen Stig Andersen Hvide und seine Gefolgsmänner in See, um dänische Städte und Küsten zu zerstören.  

Historikern zufolge war der Rachedurst des früheren Marsk durchaus nachvollziehbar. Stig Andersen starb 1296. Knapp zehn Jahre nach seinem Tod wurde der einstige Mordprozess erneut aufgerollt. Hier konnte kein Beweis dafür erbracht werden, dass Stig Andersen Hvide an jenem Abend 1286 in Finderup Lade anwesend gewesen sein soll. Historiker gelangten zudem zu der Einschätzung, dass Marsk Stig unmittelbar auch kein Motiv hatte. Zum Zeitpunkt des Königsmordes besaß er nämlich mehr Macht als je zuvor. Das Urteil seinerzeit war wohl eher politisch motiviert gewesen. 

Die Erben von Stig Andersen Hvide erhielten dessen Besitztümer 1320 zurück. 

Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz