Glorup 

Gut Glorup war Hans Christian Andersens stiller Rückzugsort 

Der berühmte dänische Schriftsteller weilte in vielen dänischen Herrenhäusern zu Besuch, Glorup auf Ostfyn jedoch übte auf ihn eine besondere Anziehungskraft aus. Aus der völligen Ruhe hier schöpfte er neue Kraft und ließ sich von der „Leere der vornehmen Welt“ inspirieren.  

Der Graf auf Glorup liebte die Gesellschaft Hans Christian Andersens und lud den Dichter 1839 erstmals auf sein Anwesen ein. In den folgenden 30 Jahren verbrachte Andersen viel Zeit auf dem schmucken barocken Herrensitz. Noch heute sind die beiden Zimmer, in denen er logierte, in unverändertem Zustand.   

Lange, ruhige und gleichförmige Tage auf Glorup 

Andersen kam hierher, um sich vom quirligen Alltag in Kopenhagen zu erholen und um neue Energien nach langen Auslandsreisen zu tanken. Am Tage beschäftigte er sich mit Lesen und Schreiben. Er unternahm Spaziergänge und ließ sich von der wunderschönen fynischen Natur inspirieren. Hier verfasste er u. a. die Zeilen des Gedichts „Dänemark, mein Vaterland“.  

Abends dann verbrachte er die Zeit mit Konversation, Vorlesen, Anekdoten, Liedern, Scherenschnitten und Blumenlotterie. Die abendlichen Gäste waren keine jungen, fröhlichen Damen, die der Dichter so mochte. Nein, Andersen unterhielt zumeist zwei ältere Tanten und den alten Grafen, der zuweilen sogar mitten in der Lesung einnickte.   

Manchmal erschienen Andersen diese Abendkonversationen auch zu lang. Aus seinem Tagebucheintrag vom 6. November 1845 geht hervor: 

“… ich sehe nach der Uhr, diese scheint gar nicht zu gehen und wenn sie endlich schlägt, so klingen die Schläge wie zu einem Trauermarsch.” 

Die Aristokratie 

Aber auf Glorup drehte sich nicht alles nur um Spaziergänge, Handarbeit und Damenunterhaltung. Hier fanden auch Abendessen mit lokalen Adelsvertretern statt, die Andersen Einblick in die hellen bzw. dunklen Seiten der Aristokratie gewährten. Es waren Erkenntnisse, die der Dichter zu Papier bringen konnte.  

Ebendiese Charakterzüge des Adels porträtierte Andersen dann auch in dem Märchen “Die glückliche Familie“, zu dem ihm während eines Besuchs auf Gut Glorup 1848 die Idee kam. Der Schauplatz des Märchens – die hohen Ampferpflanzen – sind auch heute noch an einigen der großen Feldsteinmauern, die den Glorup Schlosspark umgeben, zu finden.  

 Der Park von Gut Glorup ist in Privatbesitz, und daher sollten Besucher auch entsprechend Rücksicht nehmen. Für die Öffentlichkeit ist der Schlosspark vom 1. April bis 31. September immer Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr zugänglich.

 

Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz