Holckenhavn

Dänemarks größte Landesverräter langweilten sich auf Fyn 

Zwei der bekanntesten Persönlichkeiten der dänischen Geschichte lebten für kurze Zeit auf Schloss Holckenhavn. Aber der gemächliche Gutsbesitzeralltag war nichts für die beiden Landesverräter.  

Die lokalen Bauern staunten im Sommer 1662 nicht schlecht, als das eben erst zugezogene Gutsbesitzerpaar kurze Zeit später zu einer Kurreise aufbrach. Die Reihe der vorgefahrenen Wagen war lang. Im Gepäck befanden sich u. a. 60 Gemälde und 27 Gobelins. Es sah also nicht danach aus, als ob die Gutsbesitzer die Absicht hatten, zurückzukehren.  

Bei den Herrschaften handelte es sich um den berühmt-berüchtigten Corfitz Ulfeldt und seine Gemahlin, die Königstochter Leonora Christina: ein Paar, das auf eines der wechselvollsten Schicksale in Dänemarks Geschichte zurückblicken konnte – sowohl Aufstieg als auch Niedergang betreffend. Nur ein halbes Jahr vor ihrer Ankunft auf Gut Ellensborg (dem heutigen Holckenhavn) waren beide in der Festung Hammershus auf Bornholm inhaftiert. 

Um von dort freizukommen, hatten sie ein Riesenvermögen an den König gezahlt, und Corfitz Ulfeldt musste eine Reihe Versprechungen leisten. Daraufhin befahl der König, dass sich das Paar auf Holckenhavn niederlassen sollte. Hier jedoch langweilten sich die Eheleute ganz furchtbar.  

Der fynische Adel wollte keinen Umgang mit den Ulfeldts 

Anfangs lud das Paar den einheimischen Adel noch zu sich auf das Gut ein, aber die fynische Aristokratie stand den Ulfeldts ablehnend gegenüber. Dies war keineswegs verwunderlich, denn der hiesige Adel hatte nicht vergessen, dass Corfitz Ulfeldt als Berater des schwedischen Königs dem Feind vier Jahre zuvor im Krieg geholfen hatte.  

Auf Holckenhavn nutzte Corfitz Ulfeldt die Zeit hauptsächlich dazu, vom dänischen Adel systematisch Schulden einzutreiben. In der Regel blieb dieses Unterfangen jedoch erfolglos, da der Adel durch den Krieg verarmt war.  

Nach nur einem Monat auf Schloss Holckenhavn griff Corfitz Ulfeldt zur Feder und bat in einem Schreiben einflussreiche Männer bei Hofe um Erlaubnis, auf Kurreise gehen zu dürfen.  

Der Niedergang war noch nicht vorbei 

Überraschenderweise erteilte der König im Mai 1662 der Ulfeldt-Familie das Einverständnis zu einer Kurreise nach Frankreich. Das Paar verließ daher Ende Juni 1662, d. h. nur sechs Monate nach seiner Ankunft, Gut Holckenhavn. 

Nur ein Jahr später, am 24. Juli 1663, enthob der König Corfitz Ulfeldt all seiner Titel und verurteilte ihn als Landesverräter zum Tode. Corfitz Ulfeldt tauchte unter und starb zwei Jahre später, vermutlich in der Schweiz. 

Am 11. Juni 1663 wurde Leonora Christina in England verhaftet, ins Gefängnis geworfen und anschließend nach Dänemark überführt. In Kopenhagen wurde sie dann in den Blauen Turm gesperrt, in dem sie die folgenden 22 Jahre verbrachte.   

Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz