Søndergaarde
Der verrückte Gutsherr von Søndergaarde
Einige Menschen sind so wahnsinnig, dass sie noch Generationen später Grauen hervorrufen. Zu dieser Spezies gehörte Eiler Brockenhuus: er vergewaltigte, mordete, schändete und schoss mit seinen Scherzen weit übers Ziel hinaus.
Es war ein trauriger Tag in der Rørup Kirke auf Westfyn, als die engsten Angehörigen des adligen Eiler Brockenhuus sich zu dessen Begräbnis eingefunden hatten. Ein letzter Abschied, bevor der Sarg in die Erde gelassen werden sollte.
Plötzlich bewegte sich der Sargdeckel, und ein quicklebendiger Eiler Brockenhuus sprang aus dem Sarg. Die Beerdigung war einfach ein Streich gewesen.
Das Verhalten von Eiler Brockenhuus war in jeder Hinsicht grenzüberschreitend. Das bekam auch die Herrschaft vom Herrenhaus Erholm zu spüren. Eiler Brockenhuus’ Familienhof Søndergaarde befand sich nämlich nur einen Kilometer von Erholm entfernt. Heute ist Søndergaarde Teil von Erholm, aber Ende des 16. Jahrhunderts waren die Gutsherren beider Besitztümer miteinander in Konflikt geraten. Eiler Brockenhuus wurde angeklagt, sich einen Bauernhof angeeignet zu haben, der eigentlich zu den Besitzungen von Erholm gehörte.
Das Stehlen von Land muss in Eiler Brockenhuus’ Lebenslauf allerdings zu den geringeren Schandtaten gezählt werden. Die Bauern der Gegend nannten ihn auch Generationen später noch: “Gale Iler Brekkehus”.
Berüchtigt für seine Missetaten
Brockenhuus war berüchtigt dafür, seine Dienstboten zu misshandeln und seine Frau zu schlagen. Er soll sogar auf einen Schornsteinfeger mit der Kanone geschossen haben.
Zudem unterhielt er für die damalige Zeit unmoralische bzw. illegale Beziehungen mit anderen Frauen. Er bekam Kinder mit Frauen aus dem Volk und auch mit seiner adligen Ehefrau hatte er noch vor der Heirat ein Kind gezeugt.
Völlig auf Abwege geriet er, als er ein Kind mit der Witwe seines verstorbenen Schwagers bekam. Die Angelegenheit kam vor den Königshof und endete damit, dass der König ihn begnadigte und er zurück nach Søndergaarde durfte.
Eiler Brockenhuus landete direkt im Gefängnis
Die Gerüchteküche brodelte. Eiler Brockenhuus hatte seine Schwester vergewaltigt und sie und das Neugeborene später umgebracht. Auch seine eigene Mutter hatte er vergiftet. Außerdem bedrohte er den König und dessen Gefolge auf Fyn.
Der König ließ Brockenhuus schließlich ins Schloss nach Kopenhagen bringen, um die Anklagen zu untersuchen. Vermutlich waren die Zeugenaussagen so schrecklich, dass der König den Prozess einstellte und Brockenhuus direkt ins Staatsgefängnis auf Schloss Dragsholm werfen ließ.
In der Zelle setzte Eiler Brockenhuus sein wahnsinniges Verhalten fort. Er schrieb Briefe an König und Reichsrat, in denen er sich zu neuen Kriegsmaschinen und leicht verdientem Geld äußerte. Die Briefe enthielten auch die Warnung, dass der Reichsrat den König vergiften wolle. Eiler Brockenhuus überlebte mindestens 23 Jahre im Gefängnis von Schloss Dragsholm, bis er schließlich irgendwann nach 1607 hier starb.
Fotograf: Per Korsgaard
Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz