Tranekær
Durch‚ Entführung’ kamen die Ahlefeldts in Besitz von Schloss Tranekær
Die jetzige Familie lebt in 13. Generation auf Schloss Tranekær. Die Heirat mit der seinerzeit reichsten Erbin und eine skandalöse Hochzeit bahnten den Weg ins Schloss.
Schloss Tranekær ist das älteste, nicht durch die Kirche bewohnte Haus in Dänemark. Der Nordflügel des Schlosses besteht zum Teil aus Baumaterialien, die noch von der ursprünglichen mittelalterlichen Burg aus dem 13. Jahrhundert stammen. Und auch heute noch lebt Familie Ahlefeldt-Laurvig hinter diesen alten Mauern.
Ein ehrgeiziger Adelsherr lief mit seiner Auserkorenen davon
Frederik Ahlefeldt war der zweitälteste Sohn einer großen Geschwisterschar. Für die drei Söhne gab es kein großes Vermögen, das sie erben konnten. Stattdessen durfte Frederik Ahlefeldt eine intensive Ausbildung im Ausland absolvieren. Bei seiner Rückkehr nach Dänemark 1654 erhielt er eine Anstellung bei Hofe und avancierte alsbald zum Liebling der Königin.
Frederik Ahlefeldt war jung, intelligent, gebildet und auf dem Weg nach oben. Und für seine weiteren Ambitionen hatte er sich eine passende Frau ausgesucht: die reichste Erbin des Landes.
Die folgende Geschichte ist jene Version, wie sie der heutige Graf auf Tranekær, Christian Ahlefeldt-Laurvig, kennt:
Frederik Ahlefeldt hatte Dänemarks reichste Erbin Margrethe Dorothea Rantzau durch denselben Umgangskreis, den beide pflegten, beim Ball kennengelernt. Sie waren sich einig, miteinander den Bund fürs Leben einzugehen. Der Brautvater jedoch wollte davon absolut nichts wissen. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1656 kletterte das 15jährige Mädchen daher aus seinem Fenster, dann die Leiter herunter und sprang schließlich in den Zweispänner von Frederik Ahlefeldt. Danach fuhren sie zur lokalen Gemeindekirche und gaben einander das Ja-Wort.
Es gibt auch eine weniger romantische Version, die aus anderer Quelle stammt. Der damals zeitgleich lebende Ditlev Ahlefeldt (1617-1686) schrieb in seinen Memoiren, dass es sich um eine regelrechte Entführung gehandelt haben soll.
Der Schwiegervater verzieh dem Ehepaar
Ungeachtet der unterschiedlichen Darstellung war das Ergebnis dasselbe: Der Vater der Braut schäumte vor Wut. Er wollte nichts mehr von seiner Tochter wissen und enterbte sie.
Einige Jahre später jedoch kam der Schwiegervater zur Vernunft und erkannte die Ehe an, zumal das Paar inzwischen ein paar Kinder bekommen hatte. 1659 übertrug er seinem besitzlosen Schwiegersohn sogar Gut Tranekær.
Frederik Ahlefeldt wurde später als Großkanzler zum obersten Beamten im Land. Nach seinem Tod 1686 wurde er in der Kirche von Tranekær beigesetzt.
Hör auch den kurzen Podcast über Tranekær, in dem der heutige Graf über seine Vorfahren berichtet.
Gesammelt und verfasst von Linda Corfitz